West Highland Way (Schottland)

 

 

Am 18.06.2018 starteten wir unser nächstes Abenteuer - den West Highland Way in Schottland.

 

Aufgrund Zeitmangels konnten wir diesen Weg nicht komplett laufen, wir hatten lediglich 5 Wandertage zur Verfügung.

 

Der Wetterbericht orakelte uns blendendes Wetter für schottische Verhältnisse. Wir wurden für die ersten 2-3 Tage auch wirklich mit Sonne (und Milliarden Stechmücken (Midges)) belohnt.

 

Nach der Landung am Flughafen Edinburgh, ging es sogleich mit dem Bus nach Glasgow weiter. Eigentlich hätten wir von dort mit wenig Aufenthalt ebenfalls gleich weiterfahren sollen zu unserem Startpunkt. Da wir jedoch es verschlafen hatten frühzeitig die Tickets zu reservieren, zwang uns dies ein paar Stunden in Glasgow dran zu hängen.

 

Für ein paar Stunden ist die Stadt auch ganz schön anzuschauen, länger wollten wir dann aber auch nicht bleiben.

 

Gegen 17 Uhr ging es dann also endlich mit dem Bus nach Inverarnan, wo wir nach ca. 2 Stunden Fahrt unsere erste Übernachtung und somit unseren Startpunkt unserer Tour erreichten - die Beinglas Farm.

 

 

 

 

(Unsere Bleibe für die erste Nacht.)

Kaum unsere Hütte bezogen, ging es dann auch sogleich am Abend schon die ersten paar Meilen ... in Richtung Pub.

 

Das "Drovers Inn" ist wohl der älteste Pub in Schottland und genauso sein Inventar. Vermutlich sind Brandschutzvorschriften hier unbekannt, aber dieser Pub gibt einem wirklich das Feeling sich im alten Schottland zu befinden.

Das Essen ist lecker, die Preise nicht überteuert. Das Publikum an diesem Abend bestand jedoch überwiegend aus Touristen.

Am nächsten Morgen ging es dann auch schon recht früh nach dem ersten, deftigen "scotish breakfast" los.

Das Wetter war überragend. Sonne pur, kaum Wind. Lediglich die unzähligen Plagegeister in der Luft waren etwas hinderlich. Wir haben einige Wanderer gesehen, welche mit Mückennetzen über dem Gesicht marschierten, aber ich denke, dass das auch ganz gut ohne geht.

 

Nach dem ersten gelaufenen Kilometer war dann aber auch schon Pause angesagt, da Jens noch den Hüttenschlüssel in der Hosentasche hatte und, vermutlich da zuviel Energie vom Frühstück vorhanden war, diesen umgehend zurück brachte.

 

Der darauffolgende Weg war relativ einfach zu laufen, allerdings auch nicht sonderlich facettenreif.

Ca. 24km (ohne Jens Umweg gerechnet) betrug die erste Etappe. Aus dem warmen Morgen wurde ein heißer Mittag. Als wir am frühen Abend in Tyndrum (Campingplatz Pine Trees) eintrafen waren ziemlich verschwitzt und doch recht k.o. Dieses Wetter hatte uns durchaus überrascht - es sollte aber früher als gedacht wieder "schottischer" werden.

Der Campingplatz "Pine Trees" in Tyndrum ist sehr sauber, fast schon steril. Englischer Rasen, sehr ruhige Campingwagenbesitzer, dubiose Goldgräber und eine nette, bulgarische Angestellte

Die Hütte war wie alle spartanisch, zweckmässig. Nur in diesem Fall war die Matratze so unterirdisch, dass ich besser ohne auf dem Boden geschlafen habe. Ich denke für meinen Rücken die bessere Variante.

Unser Essen besorgten wir uns kostengünstig aus einem nahegelegenen Supermarkt, den Abend verbrachten wir mit MP3-Player vor unserer Hütte sitzend und genossen den lauwarmen Abend, sowie die untergehende Abendsonne. Selbst die fiesen Mücken blieben aus, da der Campingplatz eine Mückenabwehr installiert hat, welche die Biester komplett fern hielt - zumindest bis es dunkel wurde. Dann war aber auch für uns Feierabend.

In der Nacht hatte es dann plötzlich massiv abgekühlt. Die Temperaturen sind um ca. 20 Grad in der Nacht gefallen. Tagsüber wurde es dann doch etwas wärmer, aber bei weitem nicht mehr so warm und sonnig wie am ersten Tag.

 

Der 2. Abschnitt war nur ein kurzer. Das nächste Etappenziel "Bridge of Orchy lag weniger als 20km entfernt. Der Weg dorthin war auch hier wieder geradlinig und unspektakulär. Dadurch das die Temperaturen aber nicht so warm waren, war das ein regelrecht angenehmes Auslaufen.

Dadurch, dass diese Etappe nur kurz bemessen war, waren wir schon am Mittag beim "Bridge of Orchy Outdoor". Wäre nicht ein kleines Hotel in der Nähe, dann gäbe es hier überhaupt nichts zu tun.

Unsere Bleibe war so klein, dass wir nicht mal ein Badezimmer in nächster Nähe hatten. Wir mussten zum Zähneputzen etc. zum nahegelegenen Bahnhof marschieren und anhand eines Zahlencodes konnten wir dann dort innerhalb des Bahnhofsgebäudes das spartanische Bad benutzen. In diesem Fall haben wir es vermieden dorthin zu marschieren und missbrauchten somit lieber den Wasseranschluss im Garten des Hauses bei unseren Hütten für Zähneputzen und Co.

 

Hier, aber auch schon zuvor in Tyndrum, wurden wir gewarnt vor dem aufkommenden Sturm und dem Regen.

Gegen Abend wurde es auch schon zusehenst windiger, die Restwärme vom Vortag war längst vorüber.

 

Gegen Abend testeten wir dann lediglich die Hotelbar und marschierten dann zurück in unsere Hütte.

 

Dann kam der Sturm auf.

Bereits nach dem Frühstück im nahegelegenen Hotel kamen dann auch wieder die ersten Regentropfen. Schnell wurde aus den Tropfen ein Nieselschauer und daraus dann auch bald Sturmböen und Starkregen.

 

Dennoch waren wir voller Tatendrang und mit guter Kleidung versehen.

Es hat jedoch nicht lange gedauert bis unsere wasserdichte Kleidung den Geist aufgegeben hat.

Der Regen war in der Kombination mit den Sturmböen so stark, dass wir nach kurzer Zeit komplett nass waren. Da diese Etappe nach Glencoe über die Highlands führte, waren wir hier auch nie durch Bäume oder ähnliches vor dem fiesen Wetter geschützt. (Einzigster Vorteil: Die bösartigen Mücken waren längst verschwunden.)

 

Bereits nach den ersten 6 Kilometer waren wir gezwungen bei einem Bed+Breakfast einzukehren. Andere Wanderer taten es uns gleich.

Dort konnten wir uns bei einer heißen Schokolade etwas aufwärmen, aber da das Wetter nicht besser wurde, brachen wir hier nach ca. 30 Minuten auf und stellten uns dem Regen/Sturm für die nächsten 20 Kilometer.

 

Fotos sind hier Mangelware, da wir uns nicht trauten die Fotos/Handys dem Wetter auszusetzen. Trotz allen Vorsichtsmaßnahmen überlebte mein Iphone die Feuchtigkeit nicht.

 

 

 

Am frühen Abend kamen wir dann völlig durchnässt bei der Mountain Station an.

Nach und nach trafen ein paar wenige weitere durchnässte Wanderer ein. Die Meisten, die sich jedoch in der Station aufhielten, aßen, Billard spielten oder sich einfach nur unterhielten waren Durchreisende mit dem Auto oder Wohnmobil.

Kaum waren wir in unserer Hütte angekommen fixierten wir sogleich auch schon die kostenpflichtigen Duschen in einem nahegelegenen Container an.

Selbst der kurze Fußweg zu dem ersehnten heißen Wasser war nass und kalt. Der Sanitärcontainer war recht klein und durch den hohen Betrieb stand auch die Türe ständig offen. Wahrscheinlichkeit einer Erkältung: 75%

Zu guter letzt dann noch die nassen Klamotten in dem kleinen Trockenraum aufgehangen und dann nix wie ab zu warmem Essen und trockener Sitzmöglichkeit.

 

Die Kühle und die Nässe hat dann aber bei mir ihre Spuren deutlich hinterlassen. Da die Regenhose nur sehr dünn war, trug ich darunter eine Jogginghose. Blöd nur, dass diese stark am Oberschenkel rieb und das in Kombination mit der Nässe eine fiese Schürfwunde mit sich zog, welche ich bei jedem Schritt schmerzhaft zu spüren bekam.

 

Gegen 21 Uhr ging dann aber erstmal das Licht in unserer Hütte aus.

 

Am frühen morgen entschieden wir uns nicht auf die späten Öffnungszeiten der Station zu warten um zu frühstücken und marschierten unserem nächsten Etappenziel entgegen: Kinlochleven.

Dieser Abschnitt sollte der interessanteste sein, schon allein durch den bekannten "devils staircase".

Die Klamotten waren zum Glück über Nacht gut getrocknet und wir fit für die nächste Tour. Der Regen allerdings setzte bereits nach dem ersten Schritt aus unserer Hütte ein.

 

Nach jedoch 6 Kilometer, erfolglosen Versuchen meine Schürfwunde am Oberschenkel zu überpflastern/abzubinden und einer Unterhose weniger - inkl. Striptease im Regen - ging es dann einfach für mich nicht mehr weiter.

Jeder Schritt tat einfach nur weh und somit machte das keinen Sinn mehr. Der Ärger darüber war unvorstellbar groß zumal die Kondition dieses Mal ausreichend akzeptabel war.

Jens entschied sich den Weg nicht alleine zu laufen und wir fanden überraschenderweise in Mitten des Nirgendwo plötzlich ein Taxi - vermutlich ein Zeichen.

 

Mit mieser Laune über den Abbruch ging es dann mit dem Taxi zur nächsten Bleibe in Kinlochleven - das Blackwater Hostel.

In Kinlochleven am frühen Vormittag angekommen überlegten wir nun wie wir die Zeit dort sinnvoll verbringen konnten. Ehrlich gesagt: Es gibt dort absolut nichts zu tun.

Somit organisierten wir unser Frühstück im Supermarkt und schlugen die Zeit in einem Pub mit einer Tasse Tee tot bis wir endlich gegen 15 Uhr in das Hostel konnten.

 

Das Hostel machte einen sauberen Eindruck. Die Gemeinschaftsküche bot viele Möglichkeiten. Einige Wanderer aus verschiedenen Ländern trafen nach und nach dort ein, da aber diese weitestgehend in Gruppen on tour waren, waren Dialoge Mangelware.

Gegen Nachmittag inspizierten wir dann die zu groß geratene Kletterhalle in dem kleinen Ort und versorgten uns mit Pizza aus dem Supermarkt, welche wir dann kurze Zeit später im Hostel verdrückten.

 

Den Abend verbrachten wir dann im Pub bei Whisky und einem guten Vorrundenspiel zur WM 2018.

 

Da es aber auch hier keine Apotheke gab und unsere Pflaster bei der Nässe keinen Halt fanden, entschieden wir uns dann schweren Herzens auch diese letzte Etappe von 24 Kilometer mit dem Bus zu absolvieren.

So war alles nicht geplant und auch nicht gewollt, aber alles andere hätte nicht funktioniert.

 

Am frühen nächsten Morgen ging es dann auch sogleich mit dem ersten Bus nach Fort William - dem eigentlichen Ziel des West Highland Ways.

Da wir durch die frühe Busfahrt sehr früh in Fort Williams eingetroffen sind, starteten wir wiederum bei strömendem Regen eine kleine Stadtbesichtigung und marschierten anschließend (nach dem Besuch einer Apotheke) zu einer Destillerie inkl. Führung.

Nach der Führung ging es mir nicht mehr ganz so gut wie Jens - war wohl zu viel und zu schnell des guten Getränkes. Hoppla...

 

Den Abend verbrachten wir dann "annähernd" alkoholfrei im Pub, unterhielten uns mit Einheimischen und verfolgten ein weiteres Fussballspiel zur WM in einem der vielen Fernsehgeräten.

 

Den darauffolgenden Morgen verbrachten wir noch einmal im kleinen Städtchen Fort William bis dann unser Zug endlich nach Glasgow fuhr. Dort etwas Umsteigepanik, ab in den nächsten Zug nach Edinburgh.

Dort machten wir dann in interessanten Clubs die Nacht zum Tage und saßen etwas alkoholisiert im Nachtzug zum Flughafen gegen 4 Uhr morgens, von wo wir dann den Flieger nach Hause nahmen.

Fazit:

Ich persönlich empfand Schottland als ein anspruchsvolles "Wander-Land". Der West Highland Way ist nicht schwer zu laufen und auch die geführchteten Schottischen Preise kann man mit bisschen Vorplanung gekonnt umgehen (meistens). - und jetzt die Stelle mit dem Aber:

Eigentlich hast du nur zwei Möglichkeiten:

- gutes Wetter und Milliarden "Midges"

oder

- Regen, Wind, Kälte - dafür keine "Midges"

(Zumindest kam es mir so vor.)

 

Landschaftlich schon schön, mir haben aber die verschiedenen Facetten gefehlt, die ich z. B. in Irland hatte. Vor allem aber habe ich das Meer vermisst, das lag aber eher an dem Weg und darf nicht als Negativpunkt aufgenommen werden.

 

Nach dem vielen Regen haben wir uns entschieden das nächste Mal in wärmere Regionen vorzudringen. Wobei auch das Land "Wales" öfters als Alternative genannt worden ist.

 

Wir werden sehen wohin es geht - nur dieses Mal dann mit spezielleren Pflastern, Handyschutzhülle und vielleicht auch mal ohne Regenhosen.