Welche Wanderung ist das Richtige für mich?

Diese Frage haben wir uns auch immer wieder gestellt.

Vermutlich ist es eines der elementarsten Überlegungen bevor man beginnt und mit Dartpfeilen auf einen Globus wirft.

Für Wanderer, welche sich zum ersten mal auf so ein Abenteuer begeben, können wir nur raten es langsam und überlegt anzugehen. (Genau das haben wir nämlich damals nicht gemacht)

Man sollte sich selbst versuchen einzuschätzen und auch keine Höhenmeter unterschätzen.

 

Folgende nachstehende Zeilen helfen Euch vielleicht bei der Selbsteinschätzung und der Wahl Eures nächsten Abenteuers:

Hier haben wir mal versucht die für uns grundlegenden Punkte einer Wanderroute zusammenzufassen:

- Länge einer Wanderroute (Weitwanderweg oder Kurzstrecke)

- Schwierigkeitsgrad / Höhenmeter

- Zeitraum der Wanderung (Klima)

- Übernachtungsmöglichkeiten (bei Weitwanderwegen)

- Chancen der Verpflegung

- Rückfahrmöglichkeiten (bei Weitwanderwegen)

- Abbruchmöglichkeiten der Wanderung

- Abwechslungsreichtum der Strecke / Sehenswürdigkeiten

- das Finanzielle



Länge einer Wanderroute

Die Länge und Höhe einer Wanderroute ist der maßgebende Faktor, der eine Wanderung ausmacht. Die weiteren Punkte sind zwar ebenfalls nicht zu verachten, allerdings genießen diese bei weitem nicht so eine hohe Priorität.

Ihr solltet Euch bewusst sein wie weit Ihr wandern könnt, wie fit Ihr seid. Es macht wirklich wenig Sinn, wenn Ihr Euch eine super Strecke herausgreift, die vermutlich auch einen hohen Bekanntheitsgrad hat, allerdings aber schon nach wenigen Tagen (Stunden?) abbrechen müsst, da Euch die Puste und somit auch die Lust ausgeht.

Wir selbst haben schon solche Erfahrungen sammeln müssen und können nur vor eigenen Fehleinschätzungen warnen.

Für absolute Neueinsteiger würden wir eine Strecke von folgendes empfehlen:

- Wanderungen bis max. 1.500 Höhenmeter:

  Eigentlich ohne Limit - aufgrund der relativ einfachen

  Wegstrecke habt Ihr vermutlich nur mit dem Gewicht

  des Rucksackes zu kämpfen (Voraussetzung hierfür

  natürlich keine gesundheitlichen Probleme /

  drastisches Klima)

  Ich denke hier könnt Ihr mit Sicherheit eine Woche und mehr

  durchhalten. Als Neueinsteiger würde ich jedoch nicht mehr als

  150km empfehlen. Dies muss aber natürlich jeder für sich

  selbst entscheiden - eine genaue Empfehlung zu machen ist

  selbstverständlich schwierig.

- Wanderungen bis max. 2.500 Höhenmeter:

  Hier werdet Ihr schon ins Schnaufen kommen und vermutlich

  schon nach dem ersten Etappenziel die Füße, Waden und

  Schultern gut merken. (Es sei denn Eure Kondition ist gut und

  Ihr habt auch so in Eurer Freizeit genügend Bewegung.

  Unsere Empfehlung: ca. 5 Tage / ca. 100km

- Wanderungen bis max. 3.000 Höhenmeter:

  Hier ist als Neueinsteiger Vorsicht geboten. Meist sind diese

  Wanderwege steinig, mit einigen An- und Abstiegen, dünnere

  Luft etc. Hier gilt es sich nicht zu überschätzen und auch die

  Weglänge überschaubar zu halten. Meist kann dann immer

  noch ein Zwischenziel eingebaut werden, wenn Ihr die

  begonnene Route für zu einfach befindet.

  Unsere Empfehlung: ca. 4-5 Tage / maximal 100km

- Wanderungen über 3.000 Höhenmeter:

  Für einen absoluten Neueinsteiger würden wir davon erst

  einmal abraten. Sicherlich gibt es einige, die weitaus mehr

  Kondition haben als wir, aber noch keine Erfahrungen mit den

  dort herrschenden Temperaturunterschiede sowie den

  weiteren Anforderungen haben. Wenn man sich hier zu weit

  aus dem Fenster lehnt, vielleicht sogar verläuft, können hier

  schon ernstere Probleme auftreten.

 

Schwierigkeitsgrad / Höhenmeter

Bei guten Seiten im Internet wird auch auf den Schwierigkeitsgrad der Strecke hingewiesen. Ohne sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen sind wir der Meinung, dass diese Angabe wirklich sehr kritisch zu beäugen sind.

Man sollte stets versuchen selbst rauszufinden (an Hand der Beschreibung der Strecke oder der Höhenmeter) ob diese Route für einen geeignet ist. Den Maßstab solcher Bewertungen kennt vermutlich nur der Verfasser und ist nicht unbedingt auch der Maßstab für sich selbst.

Nach unserer wenigen Erfahrung meinen wir Aussagen zu können, dass man an Hand der Höhenmeter einen recht guten Maßstab hat, wie anspruchsvoll so eine Tour wird. Diese Aussage ist natürlich unverbindlich zu werten und soll lediglich als eine Stütze dienen.

Es ist hier nur nochmals zu erwähnen, dass man wirklich die Höhenmeter nicht unterschätzen sollte.

 

Zeitraum der Wanderung (Klima)

Ebenfalls nicht zu verachten ist der Zeitraum der geplanten Wanderung.

Bitte hierzu die Klimatabellen der einzelnen Regionen beachten.

Die besten Wanderzeiten liegen zwischen Mai und September. Sicherlich kann man auch darüberhinaus noch bei guten Wetterbedingungen wandern gehen, allerdings macht es sicherlich mehr Spaß mit kurzen Hosen, T-Shirt und Sonnenstrahlen (Jahreszeit bemessen auf Klima Süddeutschland, Schweiz und Österreich bzw. Norditalien).

Klar ist, dass die Temperaturen in den höheren Bergregionen spürbar sinken.

Die Gefahr eines Sonnenbrandes durch die Höhensonne jedoch genauso steigt (siehe Wanderung Berliner Höhenweg - da haben wir unsere Erfahrungen machen dürfen.)

 

Übernachtungsmöglichkeiten bei Weitwanderwegen

(Für Kurzstrecken sind wir zu unerfahren um hier sinnvolle Tipps geben zu können)

Das mit den Übernachtungen ist so eine Sache.

Entweder man plant wirklich haargenau seine Wanderung oder man marschiert so chaotisch wie wir drauf los in der Hoffnung die nächste Hütte noch erreichen zu können - natürlich unreserviert.

Bei einer Wanderung von mehreren Tagen müsst Ihr natürlich in den dortigen Hütten / Pensionen übernachten. Je höher ihr aufsteigt umso "rustikaler" werden die Unterkünfte, wobei natürlich auch hier schöne restaurierte Hütten die Ausnahme bilden können.

Man unterscheidet hier:

- Berghütten

- Pensionen / Hotels

- Jugendherbergen

- Notfallhütten

 

- Berghütten ($-$$)

Die gängige Art der Übernachtungsmöglichkeiten bei Weitwanderwegen in den Bergen.

Viele dieser Hütten bieten keine Einzel/Doppelzimmer. Oftmals nächtigt man in einem Mehrbettzimmer bis zu 8-10 Nachtlager. Hin und wieder sind natürlich auch hier Doppelzimmer zu bekommen (bei frühzeitiger Buchung).

Der Vorteil bei diesen Hütten ist der, dass sie nicht wirklich teuer sind im Vergleich zu den Pensionen in den Tälern, jedoch man aber sich deutlich einschränken muss was die Möglichkeiten und den Komfort angeht. Jedem ist wohl klar, dass man in einer Höhe von 2.500 Meter mitten in den Bergen kein 5* Hotel erwarten kann - nicht selten sogar nur mit kaltem Wasser zum duschen und Zähne putzen.

Sollte keine Reservierung vorliegen bieten diese Hütten gewisse Notlager an. Meist wird dann nach der Sperrstunde (gegen 22 Uhr) der Wirtsraum frei geräumt und ein Matratzenlager aufgestellt. Ehrlich gesagt ist der Unterschied hier nicht viel anders zu den vorhandenen Zimmern.

Ein frühzeitiges Zubettgehen ist natürlich hier nicht möglich - es sei denn man legt sich zwischen Bier und Linsensuppe auf einen der Tische zwischen den anderen Wanderern.

Den Vorteil der Notfallbetten ist die Flexibilität der Route, d. h. sollte ich doch noch Kraft und Lust für weitere Kilometer besitzen bin ich nicht gezwungen mich an mein zuvor reserviertes Nachtlager zu halten (bzw. bei einer Verschiebung verfallen dann automatisch die restlichen Reservierungen, sollte nicht der Zeitplan wo anders wieder eingerenkt werden). Diese Notfalllager kosten meist nichts - selten wenige Euro.

Wundert Euch nicht über die evtl. zu teuer ausfallenden Preise bei Essen und Trinken auf diesen Hütten. Meist gibt es nur einen sehr aufwendigen Transport der Nahrungsmittel auf diese Hütten (hin und wieder werden diese Hütten nur durch einen Hubschrauber mit Nahrungsmitteln versorgt) und bilden die einzigste Einnahmequelle neben den günstigen Preisen für das Nachtlager.

 

- Pensionen und Hotels ($$-$$$)

sind vermutlich die teuerste Variante der Nächtigung, dafür eben auch mehr Komfort (wie gut eine warme Dusche tut nach einigen Tagen kalten Wassers oder ohne Dusche muss ich wohl keinem erzählen).

Pensionen und Hotels findet Ihr natürlich nur in den Tälern und bei gut erreichbaren Orten an den Bergen.

 

- Jugendherbergen ($-$$)

die günstige Variante der Pensionen / ebenfalls nur in den Tälern und Touristengebieten auffindbar

 

- Notfallhütten (-)

Notfallhütten, und das sagt ja schon der Name, sind nur für Notfälle. Diese Hütten sind sehr "rustikal" eingerichtet und stets geöffnet. Zum Glück haben wir noch nie eine dieser Hütten gebraucht, aber auch das würde ich uns zutrauen.

Diese Hütten haben keinen Verwalter, kosten demnach auch nichts - sind eben nur für Notfälle geeignet.

 

Chancen der Verpflegung

Die Vielfalt an Verpflegungsmöglichkeiten wird in den meisten Fällen eines Berg-Weitwanderweges genauso minimal sein, wie die Chance zwischendurch groß einkaufen zu können. Und selbst wenn, dann tragt Ihr alles mit Euch herum und verbraucht unnötig viel Energie dazu.

Selbstverständlich ist das bei einer Talwanderung, bei denen man einige Ortschaften durchläuft anders.

Die Mahlzeiten auf den höher gelegenen Berghütten sind meist deftiger Art und etwas teurer aufgrund der schlechten Versorgungsmöglichkeiten der Hütten. Allerdings sind wir schon an einigen Hütten vorbei gekommen, die komplett neu renoviert waren und deren Angebot an verschiedenen Essen weit über die Speisekarte so eines manchen Restaurants gingen (ok, diese Hütten lagen auch auf bekannten Strecken mit viel Andrang).

Es empfielt sich immer kalorienhaltige Mahlzeiten (Nüsse, Datteln etc.) im Rucksack zu haben um zwischendurch Energie tanken zu können. Auch Energieriegel sind vermutlich nicht verkehrt, evtl. Traubenzucker?

Zu "schwere" Mahlzeiten sollte man jedoch meiden, das ein Wandern (vor allem in den Bergen) mit einem randvoll gefüllten Magen sich als nicht vorteilhaft erweist. Davon abgesehen ist es nicht ideal, da sich nicht überall eine menschenfreie Gegend findet, hinter der man seine Notdurft verbringen kann. Weniger ist hier doch dann mehr - wobei man auf jeden Fall gut frühstücken sollte um bei Kräften den Tag beginnen zu können.

 

Rückfahrmöglichkeiten bei Weitwanderwegen

Dieser Punkt bezieht sich lediglich auf Weitwanderwege, da bei Kurzstrecke in der Regel immer eine Möglichkeit gegeben ist flexibel die Wanderung zu unterbrechen , oder vom Ziel aus es Varianten gibt zum Ausgangspunkt / Auto / Bahnhof zurückzukehren. (dito Rundwege)

Bitte vor der Planung der Start und Zielstrecke die Heimreise planen. Wer will schon den direkten Weg zurückwandern?

Meist gibt es jedoch überall Bus oder Bahnverbindungen.

 

Abbruchmöglichkeiten der Wanderung

Da dies eine Seite für Amateure ist solltet Ihr Euch auch Gedanken machen, ob ein Abbruch einer Wanderung möglich ist, wenn Euch z. B. die Kondition ausgeht oder Ihr dringend umkehren müsst.

Dieser Punkt ist nicht mal so unkritisch, da wir auch schon an unsere Grenzen gestossen sind, an denen wir froh gewesen wären wir hätten eine Möglichkeit zur Umkehr gehabt (abgesehen von dem Weg zurück).

Gut, solltet Ihr Euch mal verlaufen und auch keine Karte oder ähnliches zur Hand haben, dann nützt Euch auch die beste Vorplanung der Strecke nicht viel.

Dennoch - im Vorfeld die Karte/Wegstrecke genau studieren und überlegen wo Möglichkeiten sind bei Problemen abzubrechen und schnellst möglich zur nächsten Stadt/Bus/Bahnverbindung zu kommen.

 

Abwechslungsreichtum der Strecke

Unterschätzt auch nicht die Wichtigkeit der Abwechslung auf Euren Strecken.

Nicht jeder besteigt den Himalaya und geht von einem Monat Schnee und Geröll aus.

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es eine Strecke einfacher macht, wenn man verschiedene Elemente als Meilensteine einbaut. Zum Beispiel macht es eine Strecke interessanter, wenn Flüsse, Seen, Berge, Almen, Städte, Aussichtspunkte, Sehenswürdigkeiten miteinander kombiniert werden können.

Natürlich gehen auch hier die Meinungen/Interessen auseinander. Bei einem Klettersteigfan wird wohl kaum ein Brunnen oder Forellenzucht von Interesse sein, aber für den Wanderer der klassischen Art steigert das das Interesse an der Strecke und auch nach einigen Tagen mit Wanderschuhen wird ein noch längerer Weg nicht uninteressant oder gar langweilig.

Wenn ein Weg eintönig wird und das über mehrere Tage, dann geht selbstverständlich die Begeisterung flöten und oftmals neigt man dann sogar schon mal zum Abbruch oder Änderung des Weges.

Da hier wirklich viele Meinungen auseinandergehen gehen können wir natürlich nur unsere Sicht der Dinge darlegen. Wir bitten hier um Nachsicht. Selbstverständlich sind Geschmäcker verschieden.

Wenn wir uns an unsere Wanderungen zurückerinnern, dann bleiben diese Eckpfeiler des Weges noch lange in Erinnerung (siehe Via Spluga). Es gab schon Wanderungen von denen wir nur sagen können, dass es eine Vielzahl an Geröll, Bäumen oder Aussichtspunkten gab, maximal das Wetter noch in Erinnerung blieb, was allerdings schade ist.

 

Das Finanzielle

Unterschätzt nicht Kosten einer solchen Wanderung.

Für eine korrekte Planung der Kosten solltet Ihr folgende Kostenfaktoren berücksichtigen:

- Benzin-, Bahnfahrt- oder Flugkosten zur An- und Abreise

- Mautgebühren / Parkplatzkosten

- Autobahnvignetten (Schweiz/Österreich)

- Übernachtungskosten

- Verpflegung (Hüttenmahlzeiten und sonstige Einkäufe)

- evtl. Eintrittsgelder

- "Dusch-Geld" Wir haben sowas zum ersten Mal auf dem

  Berliner Höhenweg erfahren. Aufgrund der hohen Lage der

  Hütte wird das Wasser für die Duschen aufwendig erwärmt

  bzw. teuer gefördert. Wenn wir uns noch recht an die

  Preise erinnern konnten lagen die bei ca. 3,50 Euro für

  2-3 Minuten warmes Duschwasser pro Person.

- Unvorhergesehenes

  Es ist nie verkehrt mehr Geld mit sich zu führen, da man

  bekanntlichweise auf Almen oder Bergen nur schwer

  Geldautomaten findet.

Wir hoffen mit den oben beschriebenen Hilfen Euch einen Anhaltspunkt gegeben zu haben mit dem Ihr Eure nächste Wanderung angehen könnt.

 

Auch hier wieder die Anmerkung, dass jeder hier sein eigenes System hat und auch unsere Denkweise vermutlich nicht perfekt ist.

Darum sind wir auch für unsere zukünftigen Unternehmungen immer froh Eure Tipps zu erfahren.