Via Spluga (2. Versuch)

von Splügen nach Chiavenna

Einleitung

Nach nicht allzu langer Überlegung kamen wir zu dem Entschluss, dass der im Jahr zuvor bewanderte 1. Teil der Strecke nun auch zu Ende gebracht werden musste.

Am 24.06.2010 fuhren wir schon gegen 3.00 Uhr morgens los um in aller Frühe rechtzeitig losmarschieren zu können.

Nach einer gemütlichen Autofahrt über Basel, vorbei an Zürich in Richtung Graubünden landeten wir wie geplant gegen 9.00 Uhr in Splügen.

Selbstverständlich war Splügen noch bekannt von der letzten Wanderung und somit war auch ein Parkplatz schnell gefunden (beste Möglichkeit bietet hier der kleine Sportplatz direkt am Eingang von Splügen).

Nach kleinen Vorbereitungen ging es dann auch recht schnell in Richtung des Splügenpasses.



von Splügen

      nach Isola (Italien)

Der Splügenpass hat zwar eine Höhe von 2114m, jedoch ist der Aufstieg wenig abenteuerlich.

Entlang eines kleinen Baches verläuft der gut begehbare Wanderpfad/Weg, der bis auf die ersten Höhenmeter auch für ungeübte Wanderer schön zu laufen ist. Nach wenigen Stunden jedoch erfolgt der letzte Aufstieg auf den Höhenpass, der uns dann doch zu einigen kleineren Pausen zwang. Anzumerken ist hier der serpentinenartige Pfad, gepflastert aus (wenn ich mich recht daran erinnere) den alten Römerzeiten. Irgendwie hatte das was historisches so zu wandern.

Oben auf dem Pass angekommen fand man dann auch schon den einen oder anderen Rest Schnee, dazu viel Geröll, kombiniert mit bisschen Grün. Die Luft und Aussicht natürlich wunderschön. Das einzig störende ist jedoch die stetig paralell mitlaufende Hauptverkehrsstraße. Die vorbeifahrenden Busse und Autos stören einfach das Idyll.



Nach einem kurzen Stopp auf dem Splügenpass ging es dann auch sogleich wieder bergab (eigentlich ging es jetzt nur noch bergab).

Das nächste kleine Etappenziel war dann der kleine Ort Monte Spluga - gelegen am gleichnamigen Bergsee Lago die Monte Spluga. Ein klein wenig touristisch (klar bei der Lage und den vielen Wanderern). Hier verweilten wir für eine kurze Zeit, bis wir uns dann auf den Weg machten.

Entlang des Sees kamen wir nach ca. einer Stunde an einen eindrucksvollen Staudamm. Weiter über schmale, aber eindrucksvolle Abstiege ging es dann über Stock und Stein bis zum nächstgelegenen Ort Isola, der auch das Ende des ersten Tages abrundete.

Zu erwähnen ist hier noch eine kleine Familie (Frau mit Kindern) die in Badelatschen und einem lästigen, ewig kläffenden und angriffslustigen Köter auf halber Höhe abseits der Straße im Geröll stand - interessanter Familienausflug.

Die fast einzigste Pension war schnell gefunden und mit leeren Mägen wartete man hungrig auf das Abendessen. Dieses stellte sich jedoch als unverschämt spartanisch heraus, war viel zu spät serviert und teuer abgerechnet. (Hier sei auch erwähnt, dass ich aufgrund der kleinen Portion davon ausging, dass die angereichte Platte für mich sei und Michl wohl noch seine Mahlzeit in Bälde bekäme. In wenigen Minuten war der "Happen" verschlungen bis sich herausstellte, dass das wohl das 2-Personen-Menü war - satt war keiner von uns beiden.)

Ansonsten bietet der Ort ausser einem großen Wasserkraftwerk nicht viel.



von Isola

      nach Chiavenna

Ohne gefrühstückt zu haben ging es dann auch sogleich in aller Frühe wieder los. Wir wollten einfach nicht warten bis die restlichen Wanderer in einem Rudel mit uns den selben Weg marschieren, davon abgesehen war der Gedanken an ein genauso mickriges Frühstück nicht gerade fördernd.

Das Wetter spitzte sich von Minute zu Minute immer mehr zu, die Wolken verdunkelten sich zusehenst und es kam wie es kommen musste - sintflutartige Regenfälle schon nach der ersten Stunde!

Der folgende Weg war dann auch eher unspektakulär - konsequenter Abstieg, mit wenigen kleinen Aufstiegen (im Milimeterbereich), viel Baum und sonstige Flora, gepaart mit Regengüssen, Donner und Blitzen.

Normalerweise wäre es hier ratsam gewesen die Wanderung bei den Bedingungen abzubrechen, aber irgendwie hatte das auch was abenteuerliches und interessantes.



Nach kurzer Zeit kamen wir an den nächsten, etwas größeren Ort Campodolcino. Hier gab es schon einiges mehr, aber durch den anliegenden Campingplatz war auch die Atmosphäre etwas hinüber.

Am Ortsausgang wurden die Regenfälle so stark, dass wir gezwungen waren in einem kleinen Einkaufsladen einen Stopp einzulegen. Aus diesem kleinen Stopp wurden dann ca. 1,5 Stunden. Die Straßen liefen schnell voll mit Wasser und an ein Ende des Regens war nicht zu denken (ideales Wetter für Wanderungen).

Nach einer gefühlten Ewigkeit jedoch wandelte sich der starke Regen in ein Nieseln und wir beschlossen mit unseren Regenjacken (eine offizielle, qualitativ gute Regenjacke zum wandern ist definitiv was anderes) weiter zu marschieren.

Wie schon befürchtet war die Regenpause nur von kurzer Dauer und bald schon ging es mit einer Mischung aus dicken Wassertropfen und Hagel weiter.

Das Highlight war ein ursprünglich ruhiger Bergbach, der ins Tal lief, der aber durch den vielen Regen in ein reissendes Flüsschen verwandelt worden war. Selbst die kleine Brücke, die darüber führte, ward nicht mehr zu sehen. Wir suchen auf einer höheren Ebene eine Überqueerungschance bis wir letztlich mit olympiareifen Weitsprüngen (oder so ähnlich) von Stein zu Stein versuchten zu springen - teilweise hat es dann auch geklappt.

Weiter über kleine Wanderpfade ging es dann auch irgendwann an eine Stelle, an der plötzlich die Beschilderung fehlte und wir seltsamerweise durch einen Autotunnel marschierten - ohne Beleuchtung und Platz zum laufen. Hier sei erwähnt, dass das niemand nachmachen sollte, da man uns definitiv in der Dunkelheit gar nicht, oder eben nur sehr spät gesehen hat (war ein leicht beängstigendes Gefühl da drin).

Schon bald erreichten wir weitere kleine Ortschaften, legten kleine Zwischenstopps ein um die Schultern zu entlasten vom schweren Rucksack und landeten Stunden späten im ersehnten Chiavenna.



Chiavenna entpuppte sich als rege Kleinstadt mit vielen Touristen und einem schönen Bergpanorama. Verweilt haben wir aber hier dennoch nicht - maximal das Warten an der Bushaltestelle.

 

Mit dem Bus ging es dann wieder die zuvor abgelaufene Strecke entlang, zurück über den Splügenpass bis nach Splügen.

Leider wichen die Wolken nicht und der Regen hielt bis zu unserer Abfahrt in Splügen an.

 

Kaum die ersten wenigen Kilometer mit dem Auto in Richtung Heimat kamen die ersten Staus vor den Tunneln, die wegen der Überflutungen gesperrt waren. Wir waren somit gezwungen Umwege über Dörfer zu fahren, die alle anderen auch nahmen.

Es kann sich somit jeder vorstellen wie lange die Heimreise gedauert hat.

Im Radio kam dann eine Meldung im schweizer Rundfunk, dass dies wohl die schwersten Regenfälle seit Jahren seien - na super!

 

Nichts desto trotz waren wir glücklich endlich unser Ziel "Chiavenna" erreicht zu haben auch wenn diese Wanderung wenig Ansprüche bot und eigentlich nur die vorjährige Wanderung abrundete.



Fazit:

Durch die schweren Regenfälle hatte diese Wanderung was abenteuerliches, was wir somit auch mal erleben durften. Sicherlich wäre die Wanderung bei schönem Wetter weitaus angenehmer geworden, aber es gäbe wohl weniger zu erzählen, da diese Strecke doch eher unspektakulär für uns war.

 

Die Via Spluga jedoch im Ganzen war bisher die schönste aller Wanderungen, die wir unternommen hatten und ist absolut zu empfehlen.

Ein weiteres Mal würden wir jedoch diesen Weg nicht wandern, da es noch so viel weitere schöne Routen zu entdecken gibt.