Lünersee - Schesaplana - Mannheimer Hütte - Nenzinger Himmel

 

Früh am Morgen des 31.08.2013 gegen 7.45 Uhr trafen wir im kühlen Brand bei Bludenz ein. Der Wetterbericht verhieß nichts Gutes, jedoch starteten wir mit ein paar Sonnenstrahlen.

Zugegebenerweise sparten wir uns die ersten 500 Höhenmeter zum Lünersee und legten diese Strecke mit der Seilbahn zurück.

 

Oben angekommen umrundeten wir den Lünersee, welcher jedoch schon kurz nach unserem Eintreffen in dichten Nebel gehüllt war. Kurzzeitig klarte das Wetter in der Höhe von 1970m auf, jedoch zogen neue Nebelfelder innerhalb weniger Minuten so stark auf, dass die Sicht oftmals weniger als 5m betrug. Das Ganze hatte ehrlich gesagt einen gespenstischen Touch, aber interessant und spannend allemal.

 

Direkt am Lünersee begannen wir dann unseren ersten Aufstieg zur Totalphütte auf 2.385m. Schon früh verschwand das Grün der Almen und Blumen und spätestens ab der Totalalphütte waren nur noch verschiedenste Gesteinsformationen und Restschneefelder zu erspähen. Bis auf dieser Höhe begegneten uns noch viele Wanderer, die jedoch schon kurze Zeit nach der Totalphütte sehr rar wurden, was allerdings auch sehr angenehm war. Niemand kämpft sich gerne durch die Bergwelt eingereiht in eine bunte, laute Gruppe ächzender Wanderer. Wir haben an diesen Tagen viele nette Bekanntschaften geschlossen, jedoch beim Aufstieg ist man (zumindest geht es uns so) lieber unter sich und kann so die Stille der Berge genießen mit dem typischen gelegentlichen Klang der Kuhglocken.

Schon an der Totalphütte begann es leicht zu regnen, dieser verschwand dann aber auch schon recht schnell. Nach 1-2 Stunden jedoch wurde aus dem anfänglichen Regen ein starker Hagelschauer, bei dem dann auch der Regenschutz unserer Rucksäcke sowie unsere Regenjacken Anwendung fand.

Je höher wir kamen veränderten die Gesteinsformationen ihre Farbe (wurden dunkler)  und Form.

 

Nach weiteren 2-3 Stunden trafen wir dann auf dem Gipfel der Schesaplana auf 2.965m ein.

Leider war die komplette Sicht durch den immer dichter werdenden Nebel versperrt. Wir entschieden uns kurze Zeit zu warten und erhofften uns ein Aufklaren des Himmels, wenn auch nur für kurze Zeit. Schon nach kurzer Zeit kam jedoch immer stärker werdender Hagel auf, kombiniert mit starken Winden, die uns letztendlich ohne unsere erhoffte Aussicht zum weitermarschieren zwangen. Noch heute fragen wir uns wie wohl die Aussicht ausgesehen haben muss ohne diese Nebelwand.

 

Das Klima wurde schnell kälter und wir hatten einige Schwierigkeiten bei dem dichten Nebel den Weg von der Schesaplana zur Mannheimer Hütte zu finden. Unserer Meinung nach fehlt dort oben definitiv ein Wegschild!

Der Abstieg auf eine Höhe von ca. 2.600m war zwar wenig mit Geröll überseht, jedoch aufgrund des Hagels, des bisschen Regens und vor allem der Kälte regelrecht rutschig bis gefroren. Ohne Wanderstöcke wären wir wohl nicht mit an der nächsten Weggabelung angekommen ohne das wir uns mehrfach abgelegt hätten. Gefährlich war dieser Weg jedoch nicht, da zu beiden Seiten kein steiler Abgrund sich auftat und man sich hier lediglich ein paar blaue Flecken holen konnte.

An der Weggabelung angekommen verschwand der Hagel und die Sicht wurde besser. Jetzt waren auch die Schilder, sowie die Hütte in nicht allzu weiter Entfernung wieder zu sehen und die letzten Kilometer konnten gut begangen werden

 

Es folgte ein ca. 1stündiger Marsch über größere Felsbrocken und Schneefelder, der jedoch auch ohne größere Schwierigkeit und mit nur wenig Höhenmeter zu begehen war.

Trotz noch guter Konzentration und der Wanderstöcke rutschte ich beim leichten Abstieg durch kleinere Schneefelder mehrfach aus und fand mich auf dem Hinterteil sitzend wieder. Nun kam wohl die interessanteste Stelle dieser ersten Etappe – der Brandner Gletscher.

Es ist unsere erste Gletscherüberquerung und ehrlich gesagt einfacher als es zuerst klingt. Die begehbaren Wegstrecken sind durch in den Fels gehauene Stangen markiert, die man alle 10-15m antrifft. Auch trotz des wiederaufkommenden Nebels war die Überquerung absolut kein Problem und hat ehrlich gesagt wirklich Spaß gemacht. Die kleinen türkisfarbenen Gletscherrinnsale erschweren das Überqueren kaum und sind max. 30-50cm tief. Nach ca. 400m Gletscherüberquerung begannen die gewohnten Geröllfelder und so langsam setze bei uns nun auch die Müdigkeit ein. Es war nur noch ein kleiner Aufstieg zu bewältigen, der nicht wirklich steil, jedoch aufgrund der langen Zeit, die wir schon unterwegs waren, sehr anstrengend. Sicherlich wäre das aber auch keine Schwierigkeit gewesen, wenn unsere Fitness ein wenig besser wäre J

 

Stolz die erste Etappe gut gemeistert zu haben kamen wir gegen 17.00 Uhr auf der Mannheimer Hütte (2.679m) an.

 

Nach einem kurzen Check-Inn bezogen wir unser Zimmer, und fanden uns kurze Zeit später wieder im Wirtsraum ein.

So nett wie der erste Kontakt zur Reservierung per Email auch war, so schlecht erschien uns die Hütte danach. Trotz der gehobenen Preise der Berghütten durch die schlechten Versorgungsmöglichkeiten fanden wir hier den Preis für das wirklich kleine Menü mehr als überteuert. Wir mussten schon alleine für das zugige Zimmer (mit Wasserflecken übersät, sehr muffig mit verlebter Bettdecke und Kopfkissen) einen Preis von 25 Euro inkl. Frühstück bezahlen. Das Abendessen, bestehend aus einer Tütensuppe, einer sehr kleinen Portion Schlutzkrapfen mit lieblos dazu gestückeltem faden Rotkraut und ein Nachtisch in Form eines kleinen Stückes eines Tiefkühl-Apfelstrudels mit Sahne, war wohl mit 25 Euro mehr als überteuert. Satt konnte hier wirklich niemand werden. Auch die Haxen (das eigentliche Menü) vom Nebentisch sahen nicht wirklich groß aus. Nach so einer langen Wanderung brauch der Körper einfach gewisse Energien – vielleicht bei uns einfach etwas mehr?!

Zudem kam auch, dass auf den Gesamtbetrag noch 2x eine Steuer erhoben worden ist und wir somit einen Endbetrag von 110 Euro hatten – viel Getränke hatten wir nicht zu uns genommen. Zum Frühstück gab es keine heiße Schokolade – nur Kaffe und Brot mit einer kleinen Auswahl an Wurst und Marmelade.

Ich möchte hier nochmals betonen, dass wir nicht verwöhnt sind was die Verpflegung auf Hütten angeht. Ich selbst habe schon einige Hütten kennengelernt in den unterschiedlichsten Höhen und Lagen und stelle wirklich wenig Ansprüche, jedoch ist das gebotene dieser Hütte viel zu überteuert, die Qualität nicht gut und letztendlich ärgerlich.

 

Gegen 8 Uhr morgens nach dem Auffüllen unserer Wasserflaschen schnürten wir erneut die Wanderschuhe und studierten die Wanderkarte auf Neue. Die außen stehenden Bierbankgarnituren waren noch gefroren und das Thermometer zeigte eine Temperatur von 2 Grad an.

 

Nach einem kurzen Smalltalk mit den wenigen anderen Wanderern, die in der Hütte nächtigten, traten wir den Gang in Richtung Westen an, bis wir an die Weggabelung der beiden Steige (Straußensteig und Leibersteig) kamen. Unser Etappenziel für heute war das kleine Dorf Nenzinger Himmel auf einer Höhe von 1.358m. Die Überlegung war zuerst die Pfälzer Hütte anzusteuern, jedoch stimmten wir letztendlich für die Route zum Nenzinger Himmel.

Das Wetter an diesem und dem darauffolgenden Tag war wesentlich besser als das gestrige, wenn auch die Sonne nur selten unter den Wolken so richtig zu sehen war.

 

Nach kurzer Überlegung und ebenfalls kurze Besichtigung des Straußensteiges entschieden wir uns für den Leibersteig, der direkt hinter der Hütte steil zur Oberzalimhütte (1.889m) führt.

Dieser Steig ist teilweise nur auf allen Vieren zu bezwingen und nur teilweise durch Stahlseile gesichert. An wenigen Stellen sind zuvor angebrachte Holzbalken ausgebrochen und war für uns eine Herausforderung. Wenige Tage zuvor ist hier ein Wanderer abgestürzt, seine grüne Kappe, sowie seine Armbanduhr sind noch auf einem kleinen Vorsprung in ein paar Meter Tiefe zu sehen. Hin und wieder stößt man auch auf kleine, am Fels angebrachte Gedenktafeln von verunglückten Wanderern vergangener Tage.

Sicherlich gibt es weitaus schwierigere Steige als diesen, jedoch hat dieser uns schon gefordert. Die Sicht ist jedoch von hier aus unbeschreiblich schön.

 

Gegen 11 Uhr kamen wir auf der Oberzalim Alpe an und nutzen dies für viele schöne Fotos und einer Verschnaufpause. Begleitet von Kühen starteten wir dann den etwas steilen, jedoch meist gut begehbaren Aufstieg zur Oberzalimscharte (2.237m). Von hier aus hat man dann schon einen wunderschönen Blick auf den tiefliegenden Nenzinger Himmel und den schimmernden Hirschsee.

 

Nun folgte ein weiterer Abstieg (weiterhin Leibersteig), der unserer Meinung nach ein wenig schwieriger zu begehen ist als der erste Abschnitt. Mit gutem Schuhwerk, Trittsicherheit und etwas Erfahrung ist dieser jedoch auch zu bewältigen. Bei schlechtem Wetter allerdings hätten wir diesen gemieden.

Am Fuße des Steiges stößt man auf ein langgezogenes Geröll/Kiesfeld, welches am Ende der Etappe ganz schön auf die Fußballen/Fußzehen geht. Nach diesem unangenehmen Schotterweg waren wir froh endlich am Hirschsee angekommen zu sein.

 

Hier nutzen wir das gute Wetter um einige Minuten die Seele baumeln zu lassen und die qualmenden Wanderschuhe mal auszuziehen.

Die beiden Steigetappen waren sicherlich für geübte und erfahrene Wanderer nicht schwer zu bewältigen, wir jedoch waren stolz diesen gemeistert und wiederum einige Erfahrungen dazu gewonnen zu haben.

Am Hirschsee angekommen sieht man dann auch die ersten Wanderer wieder, die fleißig mit ihren Stöcken den See umrunden. Ehrlich gesagt trafen wir an dieser Stelle fast nur Wanderer im gehobenen Alter an – geradezu ein Rentnerparadies :-)

 

Nach weiteren 45 Gehminuten durch Kuhherden und Almen gelangten wir schließlich an den Nenzinger Himmel – das Gasthaus Gamperdona das Ziel unserer heutigen Etappe.

 

Das Gasthaus Gamperdona ist das einzige Gasthaus im Ort. Wobei der Begriff Ort für den Nenzinger Himmel nicht ganz richtig ist. Der Nenzinger Himmel besteht eigentlich nur aus Ferienhäuser, von denen nur noch ganz wenige vermietet werden. Mit dem eigenen Auto ist dieses Areal auch nicht zugänglich, nur mit einem der beiden Busunternehmen aus Nenzing. Sollte es dennoch jemand versuchen mit dem eigenen Auto in dieses Bergparadies einzufahren drohen schmerzhafte Geldstrafen. Ehrlich gesagt ist das aber auch sinnvoll, da dieses Bergidyll sonst nur durch den Lärm gestört wird. Die Leute sind hier sehr freundlich und geben auch gerne Auskunft über die Berge, Land und Leute.

Vom Gasthof wurden wir sehr freundlich empfangen und bekamen auch sogleich eine Auswahl an Zimmer gezeigt unter denen wir uns eines aussuchen durften. Die Preise waren absolut in Ordnung und das Essen ausgezeichnet. Absolut eine Entschädigung für die Pleite auf der Mannheimer Hütte. Nach dem Abendessen marschierten wir einen kleinen Verdauungsspaziergang durch die kleine Ortschaft und trafen hier auf eine lustige Gruppe Trierer (die „Weizen-Brüder“), die uns so einige Geschichten erzählten und uns zu einem kühlen Bier einluden.

 

Ein eindrucksvolles Alpenpanorama (Postkartenidyll) rundete den gelungenen Wandertag ab.

 

Nach einem guten Frühstück entschieden wir uns nicht noch weitere 1.000 Höhenmeter nach Brand, unserem Zielort, zurück zu legen und fuhren mit dem Bus nach Nenzing. Anzumerken wäre hier nur die sehr freundliche Busfahrerin, die die 40minütige Fahrt mit ihren Erzählungen verkürzte – ein nettes Mädel J. Von dort aus ging es dann mit dem Zug nach Bludenz, welches wir erforschten und dort zu Mittag aßen. (Traditionell: China Buffet für 6,90 € - eigentlich ein no-go für Bergwanderer / es sei uns verziehen).

Mit der Sonne im Rücken wiederum mit dem Bus bis zum Ausgangspunkt zu dem Parkplatz bei der Seilbahn und dann der Weg über die Autobahnen nach Hause.

 

Fazit:

Eine wirklich gelungene Bergtour mit vielen Herausforderungen, aber auch schönen Panoramen und das trotz des schwierigen Wetters am ersten Tag.

Wir empfehlen diese Wanderung nicht unbedingt absoluten Wanderneulingen aufgrund der Steige nach der Mannheimer Hütte. Diese Steige können jedoch auch über einen kleinen Weg in Richtung der Pfälzer Hütte umgangen werden.

Ich bin mir sicher, dass wir wieder diese Gegend besuchen und vielleicht auch ein weiteres Mal Gast im Gasthaus Gamperdona werden.