Berliner Höhenweg

Einleitung

Nach langem Warten war es dann im August 2011 soweit.

Früh morgens gegen 3.00 Uhr starteten wir von Karlsruhe und fuhren über München ins Zillertal.

Wir fanden auch hier recht schnell einen kostenlosen Parkplatz bei einem der schönsten Hotels der Gegend mit den vermutlich schönsten weiblichen Angestellten (Sporthotel Stock - nur zum empfehlen, aber auch nicht günstig) und sammelten dort auch erstmal bei einer heißen Tasse Tee Energie für den Tag.

Schon kurze Zeit nach unserer letzten Wanderung (siehe Via Spluga, 2. Versuch / 2010) fingen wir an unsere nächste Wanderung zu planen.

Zuerst interessierten wir uns für das Gebirge um den Mount Blanc, allerdings haben wir das nach skeptischer Überlegung aufgrund der eintönigen Talwanderung um das Gebirge schnell wieder beiseite gelegt. (Wir haben keinen Weg gefunden, der vom Talweg (Rundweg) mitten durch das Gebirge führt.)

Nach weiteren Recherchen im Internet sind wir auf den "Berliner Höhenweg" aufmerksam geworden, der zwar schon in der Beschreibung und Bebilderung anspruchsvoller wirkte als die zwei Wanderungen zuvor, jedoch durch die beinhalteten Klettersteige als interessant eingestuft wurde. Mit leichter Skepsis einigten wir uns dann letztendlich für diese Tour.

 

 

von Finkenberg (785m)

         zur Gamshütte (1916m)

Gegen 9.30 Uhr starteten wir dann von Finkenberg unsere erste Etappe, die sich schnell als eintönig herausstellte. Nach kurzer, verwirrender Durchquerung des Ortes kamen wir schnell in das angrenzende Waldstück, das unser ständiger Begleiter war. Leider gab es hier nur wenige Aussichtspunkte, dafür viel Wald.

An diesem Wandertag war es sehr sonnig und wir kamen auch aufgrund der starken Steigung schnell ins Schwitzen.

(Bei dieser Wanderung muss ich anmerken, dass wir aufgrund konditioneller und gesundheitlicher Schwächen nicht mit dem Elan bei der Sache waren wie die Jahre zuvor - trotzdem mit ähnlicher Begeisterung).



Nach einigen Stunden kamen wir dann recht k.o. am Etappenziel "Gamshütte" (1916m) an und studierten fürs erste die Speisekarte um wieder Energie zu tanken.

Das Essen war zwar nicht gerade günstig, aber unwahrscheinlich lecker! Dazu die super Aussieht auf die Berge gegenüber des Taleinschnittes, kombiniert mit viel Sonne.

Wir überlegten lange, ob wir auch die nächste Etappe noch angehen sollten an diesem Tag oder das doch auf morgen verschieben? Immerhin war der Tag noch lange und da wir natürlich wieder kein Zimmer gebucht hatten und ins Notlager mussten, hatten wir noch einige Zeit bis zum schlafen gehen.

Die Vernunft siegte und wir einigten uns nach vielen Pro und Kontras zum bleiben.

Es kamen Stunde für Stunde neue Wanderer auf die Hütte bis das bis zum Abend ein bunt gemischter Haufen war. Eine Mischung der Gesichter aus verbissenem Ehrgeiz, ausgepowerter Mimik und lachen.

Aufgrund der langen Aufenthaltszeit an dieser Hütte legten wir uns in die Sonne und schliefen für kurze Zeit ein. Ein Sonnenbrand war die Folge der Unachtsamkeit - selbst schuld!



Gegen Abend konnten wir es dann kaum erwarten endlich in den Schlafsack zu steigen. Der steile Aufstieg hat dann doch seinen Tribut gezollt.

Gegen 22 Uhr wurde dann das Esszimmer der Hütte geräumt und Matratzen ausgelegt. Es hatte was von einem übergroßen Ehebett, wir lagen dort mit ca. 12-15 anderen Wanderern (vermutlich alle aus Österreich). Es hat dann doch eine ganze Weile gedauert, bis aus dem lustigen Nebeneinanderliegen dem ersten die Augen zuvielen, manche haben wohl gar nicht schlafen können.



von der Gamshütte

      zum Friesenberghaus (2.498m)

2. Tag

Nach einem Frühstück ging es dann in aller Frühe weiter zur anstrengenden 2. Etappe.

Die Luft war kalt in der Höhe und überall stand noch Stunden danach dicker Nebel in der kompletten Region. Schade war nur, dass hier viele Wanderer zur selben Zeit aufbrachen und man sich hier die ersten anstregenden Höhenmeter auf einem schmalen Pfad aneinander vorbei schob. Dies passierte aber auf eine sehr rücksichtsvolle Art und Weise und jeder nahm auch auf seinen Vorder-Hintermann Rücksicht.

Wir waren froh das langgezogene Waldgebiet der 1. Etappe hinter uns gelassen zu haben und vor uns lagen viele Steinformationen, Sträucher und nun auch die vielen Panoramen, die im laufe des Tages immer besser sichtbar wurden. Der Nebel hielt sich unwahrscheinlich lange auf den Bergen.

Ziel dieser Etappe war das Friesenberghaus in einer Höhe von 2.498m. Wir wussten, dass diese Strecke wohl die anspruchsvollste war, aber das sie uns so an den Rand der Kräfte führen würde haben wir nicht gedacht.



Wirklich viel erzählen kann ich über diese Strecke nicht. Es lagen keine Ortschaften oder besondere Sehenswürdigkeiten auf dieser Etappe. Klar, hier und da fanden wir eine Hütte, die zum Einkehren einludt und die Panoramen fanden kein Ende, aber es fehlt unserer Ansicht nach die Höhepunkte der Strecke.

Nach eines längeren Abstieges (wir waren der Meinung so langsam die Hütte sehen zu müssen) kam dann der Schock: Eine große steile Wand tat sich vor uns auf, die erst erklommen werden musste. Vor diesem Kraftakt (man bedenke, dass wir schon einige Stunden auf den Beinen waren, und auch schon einige Höhenmeter hinter uns gelassen hatten) haben sich in der Ebene einige Wanderer versammelt, die in dem kühlen Bach ein letztes Mal vor diesem Aufstieg sich erholten.

Irgendwann rafften auch wir uns auf und starteten mit den ersten Schritten nach oben.

Der Weg war so anstrengend wie er aussah und forderte uns alles ab. Wir dachten nie darüber nach umzukehren, dafür war der Stolz und Ehrgeiz zu groß, aber als endlich nach einiger Kletterei der höchste Punkt erreicht war merkten wir wo unsere Grenzen lagen.

Es sei hier aber auch nochmals betont, dass wir mit wenig Kondition drauflos marschierten. Wären wir hier besser vorbereitet gewesen, wäre der Aufstieg zweifellos sehr anstrengend, aber wir hätte das vermutlich mit weniger Kurzpausen gemeistert.

 

 

 

 

 

 

Es ging dann noch mit wenigen Höhenmeter hoch und runter bis wir endlich nach ca. 12 Stunden das Friesenberghaus erreichten.

Wir waren fast die letzten Wanderer, die auf dem Friesenberghaus ankamen - aber eben nicht die Letzten!

Mit übergroßer Erleichterung überquerten wir die Schwelle des Hauses und waren froh endlich die Rucksäcke abstellen zu können. Diese Erleichterung war nicht nur in unseren Gesichtern zu sehen, wobei hier auch bestimmt so einige Wanderer dabei waren, die um einiges weniger gefordert worden sind als wir.

 

Nach kurzer Hektik bekamen wir unser Zimmer zugeteilt (8 Betten und arschkalt, dafür sauber) und kauften gleich die Duschmarken für die einzigste Erholung des Abends.

Nach einer nicht allzu sättigenden Mahlzeit tauschten wir uns noch mit anderen Wanderen aus, spielte Karten und suchten recht schnell danach auch schon die ersehnten Duschen auf.

Frisch geducht und müde ging es dann auch zum Hüttenanbau in eine etwas unruhige Nacht (bedenke: Wenn du Nachst völlig übermüdet wach wirst und in die eisige Kälte musst, weil die Blase drückt - beeil dich!).



vom Friesenberghaus

        zur Olpererhütte (2.389m)

Nach überstandener Nacht marschierten wir ohne Frühstück zur nächsten Hütte. Normalerweise ist das nicht sehr empfehlenswert mit leerem Magen zu laufen, allerdings war der Speiseraum völlig überfüllt und um nicht in die Masse an aufbrechenden Wanderern zu geraten starteten wir nach dem Aufstehen.

Der erste Aufstieg war wie immer gewöhnungsbedürftig, aber die Strecke nach den ersten paar Höhenmetern sehr einfach zu laufen. Vielleicht kam das einem aber auch nur so einfach vor, da man diese Etappe mit der letzten ständig verglich.

Schon nach 2-2,5 Stunden erreichten wir die nächste Hütte, die Olpererhütte (2.389m).

Die Hütte machte den Anschein frisch renoviert worden zu sein. Die Speisekarte war riesig für eine Berghütte. Auf der Terrasse der Hütte konnte man gemütlich in der Sonne sitzen und das Frühstück nachholen.

Wir überlegten lange, wie wir nun weitermachen sollen. Klar war ohnehin, dass wir die Strecke vermutlich aus zeitlichen Gründen nicht komplett laufen. Jetzt waren wir allerdings der Meinung die Strecke nach dieser Hütte gemütlich auslaufen zu lassen.



Bedingt hierfür waren die Strapazen der letzten Etappe, die uns noch immer in den Knochen steckte und die sich daraus ernsthafter entwickelnden gesundheitlichen Probleme für den Michl. Ich bin sicher, dass wenn wir hier besser vorbereitet gewesen wären, dann hätten wir sicherlich noch 1-2 Etappen dran gehängt.

Sei es wie es war, wir entschieden uns für das Ende dieser Wanderung und machten uns gemütlich an den Abstieg.

 

Der Abstieg jedoch hatte es in sich und war anstrengender als gedacht.

Einige Meter ging es erstmal bergab, was nicht so schlimm gewesen wäre, aber aufgrund der Unmengen an Wanderern, die den Weg nach oben liefen (bezogen auf den schmalen Pfad) und der brennenden Sonne auf unsere bereits vorhandenen Sonnenbrand, war das eine unangenehme Sache.

Ich meine bemerkt zu haben, dass wir je weiter wir nach unten kamen stetig das Tempo erhöhten.

 

Nach einiger Zeit kamen wir endlich am Fuße des Bergsees an und trafen auch hier auf Scharen von Wanderern und Touristen.

Manche traditionell in guter Wandermontur, einige mit Sportschuhen und Jeanshosen (bei knapp 30°C) auf dem Weg nach oben.

Der See hatte was erfrischendes und bei einem kühlen Getränk konnte man aus naher Entfernung die abgemühten Gesichter beobachten, die wie wir den Abstieg hinter sich hatten.



Nach unserem Stopp stiegen wir dann in den Bus ein und fuhren die komplette Strecke zurück bis nach Mayrhofen. Von dort ging es dann mit einer anderen Buslinie nach Finkenberg zurück, wo wir uns eine Übernachtung im Hotel Ramerhof mit anschließender Massage gönnten.

Das Hotel Ramerhof (siehe Rubrik "zuverlässige Partner") ist definitv zu empfehlen. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt und Sauberkeit und Service wird hier groß geschrieben.

 

Der Ort ansich bot nur wenig Möglichkeiten Abends noch auszugehen. Aufgrund der Müdigkeite war aber ohnehin nicht viel in Planung gewesen.

Wir verbrachten 1-2 Stunden in einer kleinen, aber urigen Bar und spazierten danach langsam wieder zurück zum Hotel.

 

Nach einer ruhigen Nacht gingen wir dann zum reichhaltigen Frühstücksbuffet und fuhren direkt danach nach Hause.

Außer dem Stau um München war die Rückfahrt kaum erwähnenswert.





Fazit:

Diese Tour war für uns Amateure definitiv zu anstrengend. Wir waren sehr schlecht vorbereitet und der wenig abwechslungsreiche Wanderweg (zumindest was die Hälfte des Berliner Höhenweges anging) lies Höhepunkte vermissen.

Vielleicht haben wir aber auch zu oft mit den vorherigen Touren verglichen, die einfach für unseren Geschmack passender waren.

 

Für die nächsten Vorhaben gilt es definitiv fitter an den Start zu gehen und die Route präziser zu Begutachten.

 

Trotz alledem bekommt man auf dem Berliner Höhenweg einige schöne Panoramen geboten und kann auch hier den Alltag einfach mal abschalten.