The Kerryway (Irland)

 

 

Endlich war es soweit!

Nach einigen Anläufen starteten wir zu Zweit am 12.06.2017 mit dem Flug von Frankfurt/Hahn nach Kerry/Irland.

Der Route war dieses Mal sehr gut vorgeplant (ein Danke hier an Jens für das Engagement) und mit einer Menge Notfallmittel (Ibuprofen, Magnesiumtabletten, Tigerbalsam, Voltaren etc.) begann das lang ersehnte Abenteuer mit einer nicht ganz billigen Taxifahrt vom Flughafen Kerry zum Startpunkt in Glenbeigh.

Aufgrund der Tatsache, dass wir erst gegen Nachmittag dort eintrafen wurde der erste Wandertag erst für den 13.6. angesetzt.

Den restlichen Tag in Glenbeigh verbrachten wir dennoch sinnvoll mit einem kleinen Ausflug ans Meer im Nieselregen und bei kühlen Temperaturen.

Traditionell rundeten wir den Tag bei Fisch + Chips im Pub/Restaurant ab.

Nach einer angenehmen Nacht im Sleepy Camel Hostel starteten wir früh den ersten Wandertag von Glenbeigh nach Cahersiveen.

 

Bereits wenige Meter nach dem Ortsausgang Glenbeigh führte der Wanderpfad durch den märchenhaften Elfenwald, ansteigend auf die ersten Hügel, welche klischeehaft mit Schafen übersät waren. Die Weg war nicht besonders steil, jedoch empfanden wir die vielen Leitern über die jeweiligen Schafzäune zu Beginn interessant, später anstrengend.

Die Aussicht auf das Meer (Dingle Bay) war grandios und lies auch die miserable Kondition vergessen.

Der Wind wehte uns stark um die Ohren, teilweise war es so stürmisch, so dass wir uns kaum auf den Beinen halten konnten. Und das bei kühlen 13°C im Regen. Die Sonne jedoch hatte soviel Kraft, dass wir beide am Ende des Tages mit einem Sonnenbrand/Sonnenstich belohnt wurden.

Allerdings muss man hier leider auch sagen, dass wir uns mit unserer Planung bisschen übernommen hatten für den ersten Tag.

Die Route hatte eine Länge von ca. 30km, wobei die letzten 5-6km durch tiefe Torffelder führten. Es gab hier kaum vergleichbare Panoramen wie zu Beginn der Strecke und zu guter letzt ging dann auch noch das Wasser aus.

 

Völlig erschöpft kamen wir am frühen Abend in Cahersiveen an und schleppten uns mühselig die Treppenstufen im Hostel nach oben.

Auch hier spürten wir die offene, irische Art und wurden freundlich (trotz unseres Aussehens) aufgenommen.

 

Nach einer kurzen Erholungsphase und einer unersetzlichen Dusche, füllten wir unsere Wasservorräte wieder an einem kleinen Supermarkt auf, ebenso die körpereigenen Wasservorräte.

 

Am Abend lockte uns dann dennoch die Neugierde aus dem Hostel und wir erforschte Cahersiveen.

In der Mitte des kleinen Ortes entdeckten wir eine Kirche, welche zu unserem Erstaunen zu einer schicken Pizzeria umgebaut worden ist. Die Preise waren trotz des edlen Erscheinungsbildes sehr human und wir belohnten unser Durchhaltevermögen nach diesem, für uns harten Wandertag, mit einer Pizza inkl. Cola. (Es sei uns gegönnt.)

eine Pizzeria - keine Kirche :-)

 

Den 2. angesetzten Wandertag haben wir angesichts der Strapazen vom Vortag kurzer Hand geändert.

Anstelle weitere ca. 30km (davon ca. 5km selbiger Streckenweg wie am Tag zuvor) zu marschieren, haben wir auf unsere Körper gehört und einen 50%-Tag eingebaut.

Wir liefen, anstelle den geplanten Weg nach Waterville, ca. 5km zur einer nahegelegenen Burgruine und weiteren Wällen aus früheren Jahrhunderten und zurück.

Den restlichen Weg legten wir, und das war auch gut so, mit dem Taxi zurück.

 

In Waterville angekommen kamen zwar einige Zweifel auf aufgrund der "gecheateten" Strecke, aber bedenkt man unsere gesundheitliche Verfassung, ist das wohl erlaubt.

 

Waterville bestand nur gefühlt aus Bed&Breakfasts und eben Tourismus. Trotz dessen war es irgendwie idyllisch und hatte seinen ganz eigenen Flair. Wir fühlten uns jedenfalls sehr wohl und hatten auch mit der reservierten Übernachtungsmöglichkeit richtig Glück. Das Zimmer war sehr sauber und preislich im Rahmen.

Aufgrund seiner perfekten Lage an der Ballinskelligs Bay lädt das Örtchen zum genießen und entspannen ein. Selbst das raue Wetter hat, so meine Meinung, dem Ort seine ganz eigene Marke verliehen.

Gegen 19 Uhr (oder früher) gingen da allerdings die Lichter aus und nur vereinzelt huschte ein Touri mit seiner Kamera am Meeresufer entlang um den Sternenhimmel zwischen den dunklen Wolken abzulichten.

Hier trank ich auch den einzigartigen "Dingle Single Malt" in einem kleinen Pub mit Livemusik.

Nach einem kurzen Frühstück ging es nun wieder zu Fuß weiter.

Die nächste Etappe verlief nahe der Küste bis nach Caherdaniel, einem winzigen Ort.

Dieser Streckenabschnitt war mein persönliches Highlight. Der Weg bot einfach alles was man sich so wünschen kann: Meerblick, hügelige Landschaften, märchenhafte kleine Wälder und einfach den schönsten Ausblick, den man sich wohl auf dem Weg wünschen kann (siehe Bild).

Gegen Nachmittag kamen wir völlig verschwitzt aufgrund des überraschend warmen Wetters in Caherdaniel an.

Dort kehrten wir zu gutem Essen ein und ließen die vielen Eindrücke Revue passieren.

 

Die restlichen ca. 17km nach Sneem konnten jedoch an diesem Tag aufgrund der späten Zeit nicht mehr zurückgelegt werden.

Wir hatten uns einfach die Zeit zum verweilen genommen und bereuen dies auch nicht.

Also musste von Caherdaniel wieder einmal ein Taxi her halten.

 

Am frühen Abend trafen wir dann in Sneem ein, in einem sehr schönen Bed&Breakfast. Die Besitzer/Bewohner waren wieder einmal, wie so viele Iren, sehr freundlich und an unseren Geschichten interessiert.

Nach einem kurzen Check-Inn, einer Dusche und frischen Klamotten starteten wir den Abend in das "Nachtleben" von Sneem.

Naja, eigentlich bestand das aus einem kleinen, aber schönen Pub inmitten des Ortes.

Wir trafen auf ein nettes Päarchen aus Franken, mit welchem wir bei dem einen oder anderen Glas Whiskey unsere Wandergeschichten austauschten.

 

Gestärkt nach einem guten Frühstück machten wir uns in der Frühe auf den Weg zur Busstation.

Der nächste Weg verhieß nur wenig Höhepunkte und mitunter viel Asphaltstrecke. Wir waren uns schnell einig auch hier unsere Energien zu sparen.

 

Auf nach Kenmare.

Nach überraschend vielen Kilometer (die Strafe fürs zwischenzeitliche Busfahren) von Bed&Breakfast in die Innenstadt Kenmares, und zurück, und wieder hin und wieder zurück ... genossen wir den Abend in den gut besuchten Pubs der Kleinstadt. Es gab Livemusik und jede Menge Einheimische und Touristen, die bei sehr gutem Wetter den Abend genossen.

 

Am Frühstückstisch der freundlichen Bleibe trafen wir überraschenderweise auf ein nettes Paar aus Belgien ,welches wir bereits zuvor bei Cahersiveen getroffen haben.

 

Nun ging es jedoch endlich wieder zu Fuß weiter.

Wir freuten uns regelrecht auf das vor uns liegende Black Valley. Wieder eine ganz andere Landschaft als die Küstengebiete zuvor.

 

Bei regelrecht heißen Temperaturen (so was gibt es auch in Irland) führte uns der Weg erst einmal kilometerlang eine asphaltierte Straße empor, bis Kenmare nicht mehr zu sehen war zwischen den Hügeln.

Schnell änderte sich die Landschaft von saftig-grün in fast schon karg und, ich wage zu behaupten, beige-braunen Farbtönen.

Je weiter wir uns von Kenmare entfernten und dem Black Valley näher kamen, wurde auch die Anzahl der Touristen immer mehr.

 

Es war aber nie überfüllt oder unangenehm. Lediglich das heiße Wetter machte uns zu schaffen.

 

Völlig erschöpft aber glücklich kamen wir am späten Nachmittag an einem gepflegten Hostel mitten im Nirgendwo an.

Trotz der abgelegenen Lage des Hostels trafen wir hier auf die meisten Wanderer/Radfahrer. Vielleicht gerade deswegen, weil es wirklich weit und breit die einzigste Übernachtungsmöglichkeit war?!

Nach vielen netten Gesprächen mit Leuten als allen Teilen Europas und den Staaten kehrte irgendwann gegen 0 Uhr auch in unserem 8-Bett-Zimmer die Ruhe ein.

 

Diese kleine Fleckchen mitten im Nirgendwo hatte wirklich was.

 

Morgens in der Frühe starteten wir dieses Mal ohne Frühstück unsere letzte Etappe durch das Gap of Dunloe nach Killarney.

Die Temperaturen erreichten schön früh die 20°C-Marke und es wurde heißer.

Das Gap ist wirklich sehr schön, allerdings überwiegend dann, wenn man in aller Frühe alleine oder mit wenig Touristen diesen Weg erleben kann.

Die starken Touristenströme und die vielen Kutschenfahrten zerstörten ein wenig die Idylle. Vor allem die Pferde, welche die schweren, überladenen Kutschen voll mit dicken (sorry) Touristen den teilweise steil anfallenden Weg nach oben zogen, mussten schwer schnaufen und nicht wenige Mal rutschten deren Hufe auf dem Asphalt. Wenn ich diese Zeilen schreibe tun mir die Tiere jetzt noch leid.

Am Ende des Gap, und nach unserer Schaf-Rettungs-Aktion (ein Dank hier auch an das Päarchen aus den USA für die Hilfe beim Einfangen des verstörten Lammes) fanden dann auch wir zu unserem Frühstück.

 

Jetzt nur noch ein paar unschöne Kilometer über Asphalt entlang einer viel befahrenen Landstraße und dann erstreckte sich auch schon Killarney vor uns.

 

Das Hostel hier war lange nicht so schön wie die vielen Übernachtungsmöglichkeiten zuvor. Im Gegenteil - Massentourismus pur. Die Räumlichkeiten waren auch lange nicht so gepflegt wie zuvor.

 

Nach dem Einchecken, duschen etc. machten wir uns auf zu unserer letzten Nacht in Killarney um unseren zurückgelegten Weg zu feiern.

Ich glaube ich hatte noch nie so viele Whiskeys an einem Abend wie in Killarney :-)

 

Sicherlich haben wir nicht alle Wege zu Fuß zurückgelegt und aus zeitlichen Gründen konnten wir nicht komplett alle Wegstrecken laufen.

Dennoch können wir sehr stolz auf die vielen Kilometer zurück blicken und sagen, dass wir trotz nicht unerheblichen Orthopädischen/kardiologischen Defiziten hier ein ganz ordentliches Ergebnis erreicht haben.

 

Auf jeden Fall nehmen wir viele bleibende Eindrücke mit, welche wir (zumindest ich) noch lange meinen Kindern erzählen werde.

Auch möchte ich die netten Gespräche mit den anderen Wandern/Abenteurern nicht missen - das nette belgische Pärchen, Ariana - niemand sah übler aus nach einer Wanderetappe als ich, bis wir dich kennen gelernt haben *g*, Brenden und John aus Chicago - ich glaube die Burschen machen ihren Weg, und die vielen anderen.

 

Fazit: Irland war bisher die kontrastreicheste Wanderung überhaupt. Ich bin froh hier gewesen zu sein und komme wieder!

Selbst das teilweise miese Wetter gehört einfach zu dieser Insel.

 

Der Kerry Way wird mich wohl nicht mehr zu Gesicht bekommen, jedoch ist der Dingle Way nun auf meiner Liste.