The Dingle Way (Irland)

 

Am 26.05.2019 betraten wir erstmals zu Dritt den Flughafen Frankfurt-Hahn mit dem bekannten Reiseziel Flughafen Kerry.

 

Von dort aus direkt weiter mit dem Taxi nach Tralee, wo wir auch gleich das Hostel aufsuchten.

Nach einem kurzen Einchecken gings dann weiter ins Zentrum, zu fish and chips und Bier.

 

Nach einem gemütlichen Abend bei live Musik im Pub (Danke Stefan für deinen Liederwunsch - das hat uns die komplette Tour über begleitet :-) ) ging es dann auch zu nicht allzu später Stunde zurück ins Hostel um am nächsten Morgen gut starten zu können.

 

Die erste Etappe führte uns von Tralee nach Camp.

Das Wetter war eigentlich die komplette Tour über gleich. Einige Niesel- und Regenschauer, etwas Sonnenschein, die Temperaturen aber weitestgehend um die 15-17 Grad.

 

Zu Beginn führte die Route an einer viel befahrenen Landstraße entlang bis wir die ersten Häuser einer kleineren Ortschaft erreichten und auch das erste Mal den wilden Atlantik erblickten.

Das kleine Dörfchen hinter uns gelassen führte uns der Weg über traditionell irische Trampelpfade, jedoch immer wieder in Sichtweite zur Hauptstraße. Der Anblick des Meeres lies jedoch die Hauptstraße und den wenigen Autolärm vergessen machen.

 

Kurz vor Camp war es dann soweit (untypisch früh, dennoch gewohnt zuverlässig eintreffend) und ich hatte mir einen fiesen "Wolf gelaufen". Beide Leisten waren offen und somit waren die letzten 2km für mich auch nicht gerade die angenehmsten.

 

Trotz der schönen Unterkunft und des guten Frühstücks war die 2. Etappe für mich tabu und ich wartete lediglich auf das Taxi zum nächsten Hostel. Das Ärgernis war riesig, die Enttäuschung groß.

Jens und Stefan marschierten jedoch den Weg - Etappe 2 von Camp nach Cloghane.

 

Da ich einige Zeit somit in dem winzigen Örtchen Cloghane hatte humpelte ich zum nahegelegenen Sandstrand und genoß die Sonnenstrahlen bis meine beiden Weggefährten gegen Nachmittag ebenfalls hier eintrafen.

In Cloghane gab es zu unserem Glück einen kleinen Supermarkt, der mir dann letztendlich die Tour rettete (Pflaster als Rollenware). Dort kauften wir ein paar Spaghettis und jede Menge Fertigsoße, welche wir dann in unserem Hostel zubereiteten. Geschmacklich einwandfrei und reichlich. Den Abend verbrachten wir dann wie immer im nahegelegenen Pub und lauschten den Weltkriegserzählungen eines Iren. Ich habe zwar nur einen Teil verstanden, schien aber ganz lustig gewesen zu sein - vermutlich.

 

3. Etappe von Cloghane nach Ballycurrane

Diese Etappe ist wohl die mit den "meisten" Höhenmeter, da sie über den Mount Brandon führt.

Ich wollte selbstverständlich diese Etappe nicht auslassen nachdem ich bereits den vorherigen Tag auslassen musste. Mit jeder Menge Hirschtalg und noch mehr Pflaster ging es dann doch überraschend gut für mich weiter.

 

Wir starteten früh nach einem gemeinsamen Foto, dieses Mal jedoch auch mit stärkerem Regen. Der Regen wurde sogar so stark, dass die Einheimischen uns rieten nicht den Weg über den Gipfel des Mount Brandon zu nehmen, sondern die niedrig gelegenere Route zu wählen. Aufgrund der Himmelstrübung wäre es eh nicht möglich gewesen die Aussicht vom Mount Brandon über die Halbinsel zu genießen.

Jetzt kamen auch noch Sturmböen auf, so dass selbst der nicht so steile Weg seine Schwierigkeiten hatte.

Trotz des Unwetters stapften wir tapfer, angetrieben durch stählerne Waden und mentaler Stärke, entlang der Alternativroute und hatten dennoch hin und wieder etwas Klarsicht um doch noch ein wenig die Landschaft genießen zu können.

Nach einem nicht allzu langen Abstieg (gut machbar gewesen) lies auch irgendwann der starke Regen nach und die Sicht klarte weiter auf.

Der starke Regen hatte auf den weichen Pfaden seine Spuren hinterlassen und so wurde jede Weide und jeder Kuhpfad zu einem feucht-schmierigen Erlebnis.

Wir wollen aber nicht klagen - selbst im Regen hat das Land seinen unwiderruflichen Charme.

Auch meine getapten Leisten haben gut mitgemacht, das Pflaster hat überraschend gut gehalten.

Nach dem Abstieg kamen dann wieder asphaltierte Wegstrecken, die nach dem Unwetter nicht ungelegen kamen. Der Blick auf das Meer blieb allerdings an diesem Tag verwehrt.

Am späten Nachmittag kamen wir dann erschöpft, aber guter Dinge in Feohanagh an. Ein winziges, verschlafenes Örtchen.

Unsere Bleibe war ungewöhnlich für unsere bisher gewohnten Unterkünfte - eigentlich ein Hotel, hoher Standard, mit einem teuren aber sehr leckeren Abendessen (wenn auch nicht allzu üppig).

Der darauffolgende Wandertag war lange und wir brauchten schon zum Schluss die eine oder andere Energiereserve bis zum Etappenziel.

Der Weg führte uns zunächst wiederum über asphaltierte Straßen bis wir dann wieder zurück an der Küste waren.

Eindrucksvoll lag die damalige Filmlocation von Star Wars vor uns, an welcher wir etwas verweilten.

 

Irgendwann ging uns jedoch das Wasser aus nach 3/4 der zurückgelegten Wegstrecke. Tankstelle oder gar ein Supermarkt war hier nicht zu finden.

Die letzten Kilometer waren somit schon sehr schleppend. Wir waren froh am frühen Abend endlich in Dunquin angekommen zu sein.

 

Das Gästehaus war klein aber gemütlich. Der Wintergarten lud geradezu zum Ausklingen ein.

Traditionell machten wir uns am Abend zum einzigen Pub des Ortes auf, welcher den kurzen Weg nicht wirklich wert gewesen war. Der Pub hatte eher das Flair eines in die Jahre gekommenen Sportlerheimes, geführt wurde dieses an diesem Abend von einer älteren Lady (vermutlich 80+), welche öfters hinterm Tresen einnickte und uns lauwarme Getränke servierte. Außer zwei älteren Herren war hier auch sonst niemand gewesen.

Wir blieben somit auch nicht lange, marschierten den kurzen, aber leicht steilen Weg zurück zu unserer Bleibe und fielen alsbald auch müde ins Bett.

 

Der Morgen startete mit einem kräftigen Frühstück in gewohnt gemütlicher Atmosphäre im Wintergarten (war wirklich schön dort gewesen), einer zerbrochenen Deckenlampe (sorry Stefan, musste das erwähnen) und mindestens 4 müden Waden.

 

Auf geht`s nach Dingle - die nächste Etappe, mein Favorit auf diesem Weg.

Das Wetter war nicht immer perfekt, jedoch besser als am Tag als wir über den Mount Brandon liefern.

Wir marschierten gemütlich zuerst über asphaltierte Straßen bis wir dann endlich auf einen weicheren Pfad wechselten.

Diese Etappe führte uns entlang des Atlantiks, Wege gesäumt von vielen Blumen. Wir hatten auch einige längere Strandabschnitte auf dieser Tour, welche diese Etappe perfekt abrundeten. Leider blieb aufgrund des wechselhaften Wetters wenig Zeit an diesen Stränden zu verweilen. Der Sand war zumeist nass vom Regen bzw. der Wind pfiff kühl über die Dünen hinweg.

 

Aber allein diese Eindrücke machten den Dingle Way so sehenswert. Das Geschrei der Möwen durfte zu dieser Kulisse natürlich nicht fehlen.

Bevor wir jedoch in Dingle eintrafen empfing uns schon die dortige Destillerie, an welcher der mir so schmackhafte Dingle Single Malt hergestellt wird. Leider hatten wir hier keine Chance auf ein Tasting oder die Besichtigung der Destillerie. Aber eigentlich wollten wir an diesem Tag dann auch nur ankommen und die Rucksäcke ablegen.

Nach einem langen, aber sehr schönen Wandertag trafen wir schließlich im touristischen Dingle ein.

Was wir die letzten Tage an Ruhe genießen durfte war hier gegenteilig. Ganze Busse transportierten viele Touristen in das kleine Städtchen, viel Verkehr, einige Shops mit Souveniers und Reiseveranstalter warben mit ihren Touren zu den Sehenswürdigkeiten der Umgebung.

 

Nach einem kurzen Zwischenstop im Supermarkt (auch hier war der Dingle Single Malt extrem teuer - ich hatte gehofft was von dem leckeren Tropfen mit nach Hause zu nehmen) checkten wir in unser Hostel ein und bereiteten uns auf einen "durstigen" Abend vor in Dingle.

Es war ein langer, teurer und schöner Abend. Leider mussten wir bereits kurz vor 0 Uhr uns auf den Weg zum Hostel machen, da dieses um Mitternacht die Türen schließt.

 

Ich denke aber, dass das ganz gut so war - zumindest für mich. Der Gang war nicht mehr gerade, das Gekicher wohl etwas nervig - es war einiges an der Bar. Man war mir schwindelig Abends. Nachdem ich von der Besitzerin des Hostels ermahnt worden bin nach Mitternacht (war wohl etwas zu laut?) viel ich ins Bett bis morgens der Wecker klingelte.

 

Ich/wir hatten selten so einen schweren Start als an diesem Tag. Es waren dieses Mal nicht die Waden, Knie oder der Rücken - dieses Mal war es der Magen, der sich meldete und eine große Müdigkeit. Vermutlich roch man auch noch den letzten Abend?! Der Versuch das Frühstück vom Supermarkt am Hafen morgens einzunehmen zog sich in die Länge bzw. scheiterte.

Als wir aus Dingle marschierten, vorbei an den Pubs, welche gerade auslüfteten, wurde mir dann nochmal schlecht.

 

Die ersten Kilometer waren schwer, nach wenigen Stunden aber wurde es besser.

 

Auf zum nächsten Etappenziel: Anascaul!

Der Weg nach Anascaul begann zuerst mit einer langen, asphaltierten Straße, auf welcher wir ein paar wenige Höhenmeter machen mussten. An für sich kein Problem, aber nach dem letzten Abend in den Knochen war das schon etwas anstrengend.

 

Das Wetter war wechselhaft. Wir zogen ständig die passende Kleidung an. Mal starker Sonnenschein, mal Regen, mal Wind. Der Boden teilweise durch die letzten Regentage matschig.

 

Hin und wieder erblickten wir das Meer, meist erfolgte diese Etappe jedoch im Grünen.

Selten passierten wir Häuser oder andere Wanderer.

 

Das Highlight an diesem Tag (Abend) war jedoch ein anderes.

Angekommen in Anascaul bezogen wir unsere sehr komfortable Unterkunft, genossen eine Dusche und trockneten unsere Sachen.

Gegenüber unserer Bleibe gab es einen urigen, kleinen Pub, der sich an dem randvoll füllte. Es war der Abend des großen Champions League Finales zwischen Tottenham und Liverpool. Die Iren waren in Fussball-Laune, ich ebenfalls.

Es war ein langer Abend, allerdings dieses Mal mit bedeutend weniger Alkohol, mit einer super Atmosphäre von ausgelassenen irischen Fussballfans, welche friedlich mit mir das Spiel genossen.

Ein schöner Ausklang dieses Wandertages und eines meiner Highlights an dieser Tour.

 

Nach einem guten Frühstück ging es dann zu unserer letzten Etappe - der Weg zurück nach Camp.

Der Weg nach Camp war nicht besonders spektakulär.

Endlose Wege, immer geradeaus, meist flach. Das Wetter begann zunächst mild. Wir kalkulierten dieses so ein, trugen für die letzte Tour nur normale Wanderkleidung. Auf dem letzten Drittel jedoch kam starker Wind auf, teilweise viel es schwer gegen diesen anzulaufen bzw. nicht abgedrängt zu werden. Und dann kam der Regen - was als Niesel begann endete schon bald in einem starken Platzregen, welcher auch lange anhielt.

Ein Wechsel der Klamotten machte dann kaum noch Sinn, nass waren wir in kürzester Zeit. Die Hosen komplett vollgesogen, in den Schuhen sammelte sich nun auch das Regenwasser.

 

Erst auf den letzten 2-3 Kilometern begann der starke Regen nach zu lassen, Niesel war jedoch noch immer da.

 

Wir waren froh als wir die Tankstelle mit kleiner Einkehrmöglichkeit erblickten, welche wir an unserer ersten Etappe schon besuchten.

Hier war auch das Ende unserer Tour.

Völlig durchnässt saßen wir da, müde, die Knie taten weh, jedoch glücklich darüber diesen Weg gelaufen zu haben.

 

Mich persönlich ärgert noch immer, dass ich den zweiten Wandertag aussetzen musste. Gerne wäre ich auch diesen gelaufen.

Jedoch konnte man bei dieser Tour sehen, dass wir professioneller unterwegs waren (besser ausgerüstet und vorbereitet) und auch die Konditionen etwas (aber auch nur etwas) besser war.

Ich muss aber auch glücklich darüber sein, dass das Pflasterprovisorium gehalten hat und meine Leisten durchhielten. Das nächste Mal werde ich hier auch bisschen besser vorsorgen müssen.

 

Es war aber auch schön zu sehen, dass wir in einer, zum ersten Mal, Dreiergruppe gut agierten und es trotz der unterschiedlichsten Charackter und Fitnesslevel den Weg erlaufen haben.

 

Nach unserem kurzen Aufenthalt in der Tankstelle liefen wir in unsere Bleibe ein, gönnten uns ein kurzes Nickerchen und verbrachten dann den Abend im ebenfalls nahegelegenen Pub in Jogginghosen, Flipflops... Die Wanderklamotten und Schuhe hingen bereits zum trocknen im Gästehaus.

 

Nach einigen Partien Mau-Mau verliesen wir den Pub und schliefen auch alsbald ein.

 

Am nächsten Morgen war dann unser traditionelles Frühstück angesagt, die Schuhe waren größtenteils trocken (zum Glück) und wir warteten nur noch auf den Bus nach Tralee.

Von Tralee aus mit dem Taxi dann weiter an den Flughafen.

Zurück ins heiße, sommerliche Deutschland.

 

Danke Jungs - war wirklich super mit euch!

Ich freue mich auf unser nächstes Abenteuer.